Ein Mann. Ein Wort. Null Müll.

„Der Tag ist zu kurz, um schlechten Kaffee zu trinken.“ Nach diesem Credo lebt und arbeitet Thomas Haberkamp, Betreiber des Café Haberkamp in Bamberg. Und weil man guten Kaffee nicht aus einem mit Plastik beschichteten Pappbecher trinkt, hat er Coffee to go abgeschafft. Ohne Kompromisse. Ohne zu wissen, wie die Kunden reagieren. Sein Mut ist seine Überzeugung. Und die zahlt sich aus.  

„Manchmal kommen Frauen mit Kinderwägen zu mir in den Laden und bestellen Coffee to go. Wenn ich dann sage: gibt’s hier nicht, schauen sie erst komisch. Am Ende finden sie’s dann gut und setzen sich zum Kaffeetrinken hin.“ Das sagt der Café-Inhaber mit der wilden Lockenmähne, den jeder nur Tommy nennt, mit einem Lächeln im Gesicht.

Er habe sein Leben gelebt, erklärt er den Damen dann. Er mache das für deren Kinder. „Die haben doch keine Zukunft, wenn wir weiter so viel Müll produzieren!“ Und recht hat er! Wenn die Leute selber nicht darauf kommen, muss man sie manchmal drauf stoßen.

Pappbecher sind nichts für Genießer

Er stelle sich doch nicht hin und röste guten Kaffee, nur, um ihn dann in einem Pappbecher zu verkaufen. Aus einer Tasse schmecke er am besten, hat er mir mal erzählt.

Für Kaffeeliebhaber ist diese Ansicht nur logisch. Wer genießen will, trinkt keinen Kaffee aus einem Becher mit Schnabeltassen-Aufsatz und rennt damit übers Kopfsteinpflaster.

Doch dieser Trend, den wir uns aus amerikanischen Fernsehserien abgeschaut haben, darf nicht mehr nur müde belächelt werden. Er ist zu einer Bedrohung für die Umwelt geworden. Umso schlimmer, dass Einwegbecher nicht auf der Liste der EU für das geplante Verbot bestimmter Plastikprodukte stehen. Für mich gehören sie definitiv zum Einweggeschirr.

Pfandbecher haben nicht funktioniert

Im Café Haberkamp hat man nicht  von Anfang an auf To-go-Becher verzichtet. Tommy hat sich dem Bambecher angeschlossen. Ein Mehrwegsystem auf Pfandbasis, das auf der Homepage nun mit dem Hashtag #bringyourbecherback wirbt.

Genau das sei das Problem gewesen, berichtet Tommy Haberkamp. Er musste die Becher für 7 Euro einkaufen und für 4 Euro ausgeben. Ein Draufzahlgeschäft, wenn keiner seinen Pfandbecher wieder abgibt. Deshalb habe er irgendwann damit aufgehört, Becher nachzukaufen.

Die Kundschaft setzt sich hin

Das Café Haberkamp ist ohnehin ein Ort, an dem man sich trifft, sich unterhält – und an dem man guten Kaffee trinkt – im Sitzen! Deshalb hat Tommy keine Kunden verloren. Und wer unbedingt einen Kaffee mitnehmen möchte, der bekommt auch einen. Allerdings muss er dazu seinen eigenen Mehrweg-Becher mitbringen!

Foto: Café Haberkamp

Apropos Becher: Wer den guten Bamberger Kaffee auch zu Hause trinken will, wird belohnt, wenn er müllfrei einkauft. Im Café Haberkamp gibt’s Rabatt auf das Pfund Kaffee für alle, die ihre eigene Dose befüllen lassen.

Übrigens: Wenn ich den Seifenladen besuche, der gleich neben dem Café liegt, hole ich mir immer einen Cappuccino to go. Allerdings in der Tasse. Die nehme ich dann mit und bringe sie später einfach wieder zurück.

Café Haberkamp, Keßlerstr.24, 96047 Bamberg

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14 Gedanken zu “Ein Mann. Ein Wort. Null Müll.

  1. Hach wie schön, sollte es mich jemals aus der Köln/Bonn-Ecke nach Bamberg verschlagen, weiß ich schon mal wo ich einen guten Kaffee genießen werde. Ich hoffe das animiert immer mehr Café-Besitzer die Einwegbecher komplett zu verbannen.
    Als wir letztes Jahr mit zwei Freunden in den Urlaub gefahren sind (ich bin der einzige „Öko“ in dieser Clique) und einen Stopp gemacht haben, kramten unsere zwei Freunde ihre Kaffeebecher raus, um den befüllen zu lassen Und oben drein war dadurch der Kaffee auch noch günstiger.

  2. Guter Kaffee schmeckt halt nur aus Keramik! Deshalb hat der Weltladen Bad Kissingen konsequent auf Kaffee-to-go-Plastikbecher verzichtet. Fair auch zur Umwelt. Gruß Bianca Key

  3. Ich find’s super! Entschleunigung plus Müllvermeidung – Klasse! Und vielleicht auch mal die Möglichkeit, in Ruhe etwas zu klönen, anstatt nur durch die Gegend zu hetzen.

    Wir essen und trinken nur noch ’nebenbei‘, obwohl das alles andere als gesund ist. Ist uns vernünftige Ernährung wirklich sooo wenig wert?
    Schön, wenn es Menschen gibt, die uns daran erinnern, dass es auch anders geht. Und Müll wird auch noch reichlich eingespart.
    Mal ganz ehrlich … Kaffe ohne Genuss aus’m Schnabel-Pappbecher zu schlürfen, während man durch die Gegend hetzt, geht echt gar nicht … . Dann kann man’s auch lassen … . Denn günstig ist der Kaffee aus dem Becher ja oftmals auch nicht gerade.
    Wenn die Leute erkennen, dass man den Kaffee lieber genießen und wieder wertschätzen sollte, anstatt ihn nur in sich ‚rein‘ zu kippen, dann fällt nicht nur weniger Müll an, sondern es gäbe auch die Möglichkeit, mal wieder mit seinen Mitmenschen in Ruhe zu kommunizieren – denn auch das haben viele Menschen inzwischen leider verlernt … .
    Liebe Grüße,
    Yvonne

  4. Hallo an Alle,
    das Cafe, ist wirklich zu empfehlen. Wie waren letzte Woche dort, und in der Zeit in der wir unseren frisch gebrühten Kaffee genossen haben, kam eine Mutter herein und verlangte einen Cappucino zum mitnehmen. „Gibts bei mir nicht, zum mitnehmen…“ … „Ok, dann trinke ich ihn hier“. Na was sagt man dazu. Ist es so schlimm, sich einfach mal Zeit zu nehmen?
    Gestärkt ging es dann nach neben an zu „Seife und mehr“ :-)

    Liebe Grüße,
    Karola

  5. Ich arbeite in einer Cafeteria, in der man auch keinen „Coffee to go“ bekommt. Wir sind an einer beliebten Wanderstrecke im Steigerwald und viele möchten sich auf ihrem Weg noch einen Kaffee mitnehmen. Meine Argumente sind dann auch der Müll, den ich dann nach Feierabend auf dem Weg wegsammeln könnte und die Entschleunigung. Ich erinnere die Gäste dann immer, dass sie doch einen Ausflug machen und sich für einen guten Kaffee mit Blick auf den Stollberg 5 Minuten Zeit lassen sollten. Ich werde bei meinem nächsten Besuch in Bamberg auch in Thommys Café gehen.

  6. HalloFrau Schubert, hallo Community,

    bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und finde die hier vorgestellten Ideen großartig. Mein Beitrag zum Thema „Plastikfrei“ ist noch recht klein, aber mal sehen, was ich von den hier vorgestellten Ideen vielleicht bei uns umsetzen kann.

    Bei meiner Frage geht es aber um den „coffee-to-go“-Becher.
    Habt ihr eine Idee, wie wir in unserer Schulcafeteria (Gymn.) von den Bechern wegkommen können? Wir bieten außer Kaffee auch heißen Kakao für die Nicht-Kaffeetrinker an. Wird gerade in den kühleren Tagen sehr viel nachgefragt – vor allem von den jüngeren Kindern unterhalb der 10. Klasse.
    Bei uns dürfen Kinder unterhalb der 10. Klasse lt. Schulordnung in der Cafeteria zwar einkaufen, sich aber nicht zum Verzehr hinsetzen. Hat zum einen Platzgründe und zudem sollen die Kids in den Pausen raus und sich bewegen, wenn es das Wetter zulässt.
    Dann ist es natürlich doof, wenn man dann mit einer richtigen Keramiktasse rumlaufen müsste. Klar haben wir für alle größeren „Sitzenbleiber“ auch „normale“ Tassen, aber was könnte man den mit den jüngeren „Kakao“trinkern machen?
    Gibt es da Ideen oder Anregungen? Sollten natürlich praktikabel und bezahlbar sein, trotz allem.

    Freue mich auf Infos und auf neue Ideen.

    Danke, MaryLou.

    1. Liebe Marylou,

      herzlich willkommen und viel Spaß beim Erkunden des Blogs!

      Wenn es günstig sein soll, würde ich mal bei Recup anfragen. Ein gut etabliertes Pfandsystem mit wiederverwendbaren Bechern.
      Ich weiß zwar nicht, was es kostet, weiß aber, dass die Becher für den Kunden günstig sind.

      Viele Grüße,
      Frau Schubert

      1. Hallo Frau Schubert,
        danke für die Info. Da werde ich mal schlau machen, ob das auch für unsere Schule geeignet ist.

        Viele Grüße,
        MaryLou

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