Plastik in der Biotonne

In deutschen Biotonnen landet immer mehr Plastikmüll. Zudem scheinen viele BürgerInnen zu denken „Müll ist Müll – Trennung nicht nötig“. Das wird zunehmend zum Problem.

Pro Jahr sammeln die Müllabfuhren in Deutschland rund 10 Millionen Tonnen Bioabfälle ein. Größtenteils aus privaten Haushalten. In industriellen Kompostieranlagen wird aus unseren Lebensmittelresten, Grünschnitt und und anderen biogenen Siedlungsabfällen, wie es im Fachjargon heißt, Kompost für Gärten und Äcker.

Das Problem mit dem Plastik

Doch seit einigen Jahren beklagen Entsorgungsbetriebe den zu hohen „Fremdstoffgehalt“. Das bedeutet, es landet zu viel anderer Müll in den braunen oder grünen Tonnen.

Die Rede ist von einem Anteil von 15 Prozent pro Tonne. Darunter Windeln, Konservendosen, Plastiktüten und Alufolie.

Bamberg legt Analyse vor

Die Stadt Bamberg hat 2020 das Witzenhausen-Institut mir einer Analyse des Biomülls aus dem Stadtgebiet beauftragt. Das Ergebnis erschreckte. Fast die Hälfte der Bamberger verpackt ihren Biomüll falsch. Ein Drittel der BewohnerInnen verwendet herkömmliche Plastiktüten. 15 Prozent glaubten an die kompostierbarkeit von Bioplastik-Müllbeuteln.

10 Prozent machten es, wie es sein soll. Sie verwendeten Papier zum Einwickeln von Lebensmittelabfällen.

Die Untersuchung zeigte aber auch, wo die meisten Fremdstoffe in den Biotonnen landen: In Mehrfamilienhäusern und in der Innenstadt wird viel mehr anderer Müll weggeworfen als in Siedlungen mit Einfamilienhäusern.

Die Folgen

Viel Arbeit bei der Sortierung – wir sprechen hier teilweise von Handarbeit – und am Ende des Kompostiervorgangs Plastikschnipsel im fertigen Kompost, die so wieder in der Natur landen. Zum Beispiel auf den Äckern, wo unser Gemüse wächst.

Das darf nicht in die Biotonne

Deshalb ist es einerseits wichtig, keinerlei „Störstoffe“ in der Biotonne zu entsorgen, sondern auch bei kompostierbaren Produkten darauf zu achten, dass Plastikreste entfernt werden. Etiketten auf Obst und Gemüse sind häufig zu finden. Sie sollten vor der Entsorgung abgemacht und in die Restmülltonne geworfen werden.

Aber auch vermeintlich kompostierbare Dinge sind oft nicht verwertbar. So kennzeichnen viele Hersteller etwa Kleidungsstücke, Biomülltüten oder Trinkbecher als kompostierbar. Doch auch das ist ein Trugschluss. Becher sind häufig beschichtet, Kleidung und Bioplastiktüten zersetzen sich viel zu langsam und bleiben ebenfalls als Schnipsel im Kompost bzw. werden vorher aussortiert. Übrigens, auch wenn ein Kleidungsstück aus einem kompostierbaren Stoff besteht, gilt das oft nicht für die Fäden, mit denen die Nähte geschlossen sind. Die sind häufig aus Polyester.

Die Lösung

Wer keinen eigenen Komposthaufen hat, ist auf eine Biotonne angewiesen. Abfälle können lose, ohne jegliche Verpackung hineingeworfen werden. Eingewickelt in Papier vermeidet man Ansammlungen von Flüssigkeit. Das Papier kann kompostiert werden.

Entdeckt die Müllabfuhr nämlich Fremdstoffe in der Biotonne, kann sie den Behälter ungeleert stehen lassen. Manche Kommunen verhängen sogar Bußgelder.

Auch beliebt sind Wurmkisten für die Kompostierung in der Wohnung und die sogenannten Bokashi-Eimer, die durch die Zugabe von effektiven Mikroorganismen Lebensmittelabfälle fermentieren. Dadurch entsteht Flüssigkeit, die als Blumendünger verwendet werden kann.

 

9 Gedanken zu “Plastik in der Biotonne

  1. Hmm, was ich mich allerdings Frage, wenn ich Papier zum einwickeln nehme, wo bekomme ich das denn her? Ich kann mir schwer vorstellen, dass ich herkömmliches bedrucktes Papier ( alte Rechnungen o.ä. ) nehmen kann und Zeitung haben wir nicht. Papier-Mülltüten Suppen zu schnell durch und sind quasi nutzlos.

    1. Ich nehme immer nur kleine Stückchen, zum Beispiel Packpapier und lege sie in eine Schüssel. Deren Inhalt wird nur in die Biotonne geleert. Man könnte nachbarn oder Arbeitskollegen nach Papierresten fragen.

  2. Bioabfall lege ich einfach in eine offene Metall-Schüssel an der Spüle und trage sie spätestens am nächsten Tag raus. So entsteht keine Suppe, es trocknet vor.

    Wenn man die größte Ursache des Problems liest, nämlich städtischer Müll, liegt es nahe, dass das Mir-doch-egal-Verhalten vieler Menschen umgepolt werden muss. Hier werden Bußgelder genannt. Ich kann mir aber vorstellen, wenn es mehr Grün und selbstgepflegte hauseigene Gärten an den städtischen Bauten gäbe, wäre das Bewusstsein größer.

  3. Wir benutzen hauptsächlich Zeitungspapier. Brötchentüten gehen auch.

    Das mir egal verhalten ist leider ein sehr großes Problem. Nicht nur in der Biotonne, auch der Grünabfall auf dem Friedhof ist ein Problem. Da wird einfach mal das ganze Blumengesteck mit allem drum und dran reingeschmissen oder eine verschlossene Packung Salat, Hundekottüten, eine Tüte voll Restmüll oder Grablichter, obwohl es hierfür einen extra Müllcontainer gibt.

    Was mich auch tierisch auf die Palme bringt, ist der Müll an den Straßenrändern und angrenzenden Wiesen/Feldern. Schließlich wächst da das Futter für die Tiere oder unser zukünftiges Essen. Was denken sich die Leute dabei? Und werfen sie zuhause ihren Abfall auch nicht in den Abfalleimer sondern einfach auf den Boden. Das ist nicht nur in der Stadt sondern auch in ländlichen Gebieten.

  4. Wir haben als Einfamilienhaus die kleinste Biomülltonne – zusätzlich zu unserem eigenen Kompost im Garten. In die Biotonne legen wir unten 1- 2 aufgeklappte Eierkartons rein: Die fangen die Flüssigkeit auf, sind kompostierbar und halten die Tonne sauber. Wahlweise auch Wellpappe o.ä. Als „Transfergefäß“ hat unsere Stadt eckige Eimerchen ausgeteilt. So einer steht in unserer Küche, wird unten mit einer Brötchentüte oder einer Prosketseite gepolstert und findet dann spätestens jeden zweiten Tag den Weg zur Biotonne. Alles sehr unproblematisch.

    PS: Wenn man einen eigenen Kompost hat, wird einem ziemlich schnell klar, dass Gemüse/Obstaufkleber oder „Bio-Plastik“ nicht verrotten ;-) Was für eine Irreführung mit dem Wort „Bio“…. Aber in innerstädtischen Mehrfamilienhäusern hört leider oft die Verantwortung für den eigenen Müll am (manchmal auch falschen) Mülltonnendeckel auf. Wie soll dann ein Vermieter bei Bußgeldern den Verursacher ermitteln? Schwierig…. Mann muss irgendwie an das Verantwortungsgefühl der Menschen ran, und da leistet Frau Schubert einen wichtigen Beitrag, vielen Dank dafür!

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