Heute ist Weltfrauentag, na und?

Ganz ehrlich? Hätte ich heute Morgen nicht das Handy in die Hand genommen, ich hätte gar nicht gewusst, dass heute Weltfrauentag ist. Aber was ist das überhaupt? Ist er wichtig? Und was hat er mit Plastik zu tun? Ich will es erklären.

Mich beschäftigt heute sehr, was andere in den sozialen Netzwerken schreiben. Ich lese viele Artikel, Blogposts und Statements zum Weltfrauentag. Auch, wenn das kein Tag ist, den ich mir rot im Kalender anstreiche.

Es ist 15 Uhr. Ich habe heute bisher:

  • Frühstück zubereitet
  • Betten gemacht
  • Wäsche gewaschen
  • die Küche aufgeräumt
  • Brotaufstriche gemacht
  • Gemüse abgekocht
  • Brotchips gebacken

Ich möchte heute noch:

  • eine Geschichte vorlesen
  • staubsaugen
  • aufräumen
  • meine Tochter baden
  • Emails beantworten
  • Rechnungen schreiben
  • alles für die Praktikums-Woche meines Sohnes vorbereiten

Es ist ein ganz normaler Sonntag. Frau hat immer was zu tun.

Der Unterschied zwischen mir und vielen anderen Frauen ist nur: Ich mache das alles freiwillig. Niemand zwingt mich. Würde ich vor der Glotze die Füße hochlegen, würde sich hier keiner beschweren.

Ich bin eine weiße Frau, die eine schulische Ausbildung genießen durfte, frei darüber entschieden hat, welchen Beruf sie wählt, die mir ihrer Familie nie auf der Flucht war und in Frieden lebt. Ich habe entschieden wen ich heirate, wo und wie ich lebe.

Ich bin privilegiert, aber…

Und trotzdem passieren auch mir immer wieder Dinge, die mich zum Nachdenken bringen.

Nach einem Vortrag hat mir mal eine Dame vorgeworfen, ein völlig verdrehtes Frauenbild zu haben. Und zwar weil ich versucht habe, zu erklären, warum in meinen Vorträgen mehr Frauen als Männer sitzen. Meine Erklärung: „Frauen kümmern sich in den meisten Fällen um Haushalt und Einkauf. Und mit dem Einkauf kommt das meiste Plastik ins Haus.“

In den meisten Fällen bedeutet natürlich nicht „in ALLEN Fällen“! Das möchte ich deutlich betonen. Dennoch ist es , wie es ist. Und ich glaube, ich liege mit meiner Einschätzung nicht falsch.

Schockiert hat mich vor einiger Zeit die Frage einer guten Freundin. Sie sagte: „Wie lange kann dein Mann deine Anti-Plastik-Mission denn finanzieren? Du arbeitest ja nicht und irgendwoher muss das Geld ja kommen.“

Sie kam gar nicht auf die Idee, dass ich Geld damit verdiene! Sie nahm einfach an, mein Mann müsse mein „Hobby“ finanzieren. Fakt ist jedoch: Mein Mann und ich verdienen ziemlich gleich. Er hat ein Unternehmen mit mehreren Angestellten. Ich bin allein, Freiberuflerin, als Bloggerin und Buchautorin recht erfolgreich. Aber vielen Frauen scheint das fremd.

Männer finanzieren Frauen

Dass Männer finanziell für ihre Frauen aufkommen, scheint ein weit verbreiteter Irrglaube zu sein. Kaufe ich ein Auto, wird mein Mann gefragt, was ER dafür bezahlt hat. Wird ein Sofa, Fernseher oder Kleiderschrank gekauft, hört ER, dass Frauen ja ganz schön teuer seien und hohe Ansprüche haben. Auf die Idee, dass Frau Vieles selbst bezahlt, kommen einige Menschen gar nicht.

Der beste Leserbrief, den ich je gelesen habe…

Nicht nur im eigenen Haushalt werden Frauen „vergessen“. Sie werden häufiger bei Beförderungen oder Gehaltserhöhungen übergangen, als männliche Kollegen. Und sogar Journalisten heben Männer in ihren Artikeln oft hervor. Das beweist der Leserbrief, den ich heute Morgen in unserer lokalen Tageszeitung gelesen habe. Mit großer Freude über die Deutlichkeit…

 

 

 

 

 

 

 

Der Redakteur konnte gar nicht anders, als zu schreiben, seine Kolleginnen und Kollegen sollten mehr darauf achten, die richtigen Fragen zu stellen. Auch an Frauen.

Starke Frauen im Oekom-Verlag

Auch mein Verlag hat den internationalen Frauentag dazu genutzt, die „starken Frauen“, deren Bücher er veröffentlicht hat, vorzustellen. Wie die Auswahl zustande kam, weiß ich nicht. Gezeigt wurden allerdings nur Frauen, deren Gesichter auf dem Cover zu sehen sind. Meine Co-Autorin von „Besser leben ohne Plastik“ und mich, die ja inzwischen ein zweites Buch für oekom geschrieben hat, hat man offenbar vergessen.

Das ist schade, denn unser Buch ist eines der sehr wenigen, die sich konstant gut verkaufen – über vier Jahre verdient der Verlag mit und an uns. Ohne Werbekosten und PR-Maßnahmen. Soweit ich weiß, hat oekom ein Buch noch nie so oft verkauft wie „Besser leben ohne Plastik“. Eine Erwähnung unter den starken Frauen war das nicht wert.

Ärgern macht Falten

Aber ich ärgere mich nicht. Denn ich bin eine Frau. Eine starke Frau. So, wie ihr! Wir wissen, was wir können. Wir schaffen, was wir wollen. Wir dürfen aber nicht aufhören, uns für die einzusetzen, die es nicht so gut haben, die schwächer sind, als wir. Egal, ob es sich um Männer, Frauen, Kinder oder die Erde handelt.

Deshalb, lasst nicht nach. Lasst euch nicht unterkriegen. Kämpft für eure Rechte. Macht andere stark. Denn das ist es, was Frauen am besten können. 

 

2 Gedanken zu “Heute ist Weltfrauentag, na und?

  1. Wow… als Frau muss man da auch erstmal tief durchatmen…Sind wir zu passiv, zu bescheiden, reden zu wenig über unsere Erfolge und Fähigkeiten? Ganz genau!
    Hatte hier einen ganzen Salmon hingetippt und wieder gelöscht. Ich will gar nicht mehr kämpfen gegen irgendwelche Idioten, oft leider auch weiblch.

  2. Ach und: Danke für den Beitrag, das ist einfach wichtig, das ist politisch! Frauen in der ganzen Welt müssen leider noch viel kämpfen, um wahrgenommen zu werden und Menschenrechte zu erhalten:
    Bei BrotFürDieWelt las ich heute unter dem Titel „Frauen leben gefährlich“: Nur drei Prozent der Weltbevölkerung leben in Staaten, in denen die Grundrechte gewahrt sind. Für acht von zehn Menschen wird z.B. politische Aktivität sogar zum Verhängnis. https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/atlas-der-zivilgesellschaft
    Wenn Medien uns weißmachen wollen, dass wir heutzutage als Frauen doch alles machen können, was wir wollen: Nein, können wir leider in der Gesamtheit nicht so ganz. Und wenn wir es wagen, sind wir entweder Vorurteilen oder Anfeindungen ausgesetzt.

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